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 Johann Hermann Quitmann [Quittmann]

Anschlusstafeln:Tabelle der ProminententafelnBach–Heidermanns (PDF/JPG), Duden–Heidermanns (PDF/JPG), Eller–Heidermanns I (PDF/JPG), Goethe–Heidermanns I (PDF/JPG), Goethe–Heidermanns II (PDF/JPG), Hesse–Heidermanns (PDF/JPG), Krupp–Heidermanns (PDF/JPG), Lessing–Heidermanns I (PDF/JPG), Märker–Heidermanns (PDF/JPG), Mozart–Heidermanns (PDF/JPG), Schwab–Heidermanns (PDF/JPG), Spener–Heidermanns (PDF/JPG)
Tafelindex:Namenindex zu den Prominententafeln5 „Quitmann“ auf 35 Anschlusstafeln

Personendaten:männlich (1674 – 1730) Eltern:Stammbaum  Verbindung:Familienblatt Anna Elisabeth Elbers* 16.02.1681 Hattingen
∞ ca. 1705 Hattingen
  Johann Hermann Quitmann
† 29.07.1757 Hattingen
  (1681 – 1757)

Anmerkungen und LiteraturBibliografie

ab 1701 Pfarrer in Hattingen
E. Winkhaus, Wir stammen aus Bauern- und Schmiedegeschlecht, Görlitz 1932, S. 233
F.W. Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, Bielefeld 1980, Nr. 4898
W. Reininghaus, Beiträge zur westfälischen Familienforschung 45, 1987, S. 77 (Nr. IIIa,4)

MITTEILUNGEN Familienforschung QQQ, Heft 14, Juli 2006 – http://www.q-family.org/Zeitschrift/zeitschrift.html :
JOHANN HERMANN QUITMANN (1674-1730), REKTOR UND STADTPREDIGER IN HATTINGEN von 1701 bis 1730
HEIDE UND MANFRED WIESE
Im letzten Heft hatte Dieter Quitmann davon berichtet, dass im 18. Jahrhundert die Mobilität immer größer wurde und dass z.B. Johann Hermann Quitmann (der Vater des Johann Friedrich Quitmann, über den Dieter Quitmann u.a. in Mitt.Heft 10, S.117 ff berichteten) von Iserlohn nach Hattingen zog und dort Pfarrer wurde. Sein 5 Jahre jüngerer Bruder war Dietrich Hermann (Theodorus Hermanus) Quitmann, der Stammvater des großen Altenaer Familienastes wurde. Johann Hermann Q. hat vermutlich Theologie studiert – zur Zeit wissen wir noch nicht wo – und ging offensichtlich nach seiner Berufsausbildung in das Städtchen Hattingen bei Bochum und heiratete dort Elisabeth Elbers, die Tochter des Bürgermeisters. Er lebte dann bis zu seinem Tod im Jahr 1730 in Hattingen.
Heide und Manfred Wiese wollten versuchen, nähere Einzelheiten über sein Leben und seine Umgebung herauszufinden, und machten eine kleine Forschungsreise in das Stadtarchiv und Kirchenarchiv von Hattingen. Sie hofften auch, dort eventuell Bewerbungsunterlagen zu finden, aus denen weitere Verwandtschaftsverhältnisse hervorgingen. Aus einer ganzen Reihe von Unterlagen im Stadtarchiv ergab sich dann ein immer deutlicheres Bild von den Lebensumständen des Lehrers und Stadtpredigers in Hattingen und von seinen Bemühungen, den Kindern eine gute Schulbildung zu vermitteln.

Hattingen um 1700
1701 wird der Hattinger Landherr, Kurfürst Friedrich III von Brandenburg zum König Friedrich in Preußen gekrönt. Eine ganze Reihe von Schriftstücken und Urkunden zeigen, dass sich das Leben in der kleinen westfälischen Stadt, die dem Hansebund angehörte, geändert hatte, denn seit Hattingen Anfang des 17. Jahrhunderts von den Spaniern besetzt worden war, hatten sich Sitte und Moral angeblich „verabschiedet“. Die Straßen waren verunreinigt, der Kirchplatz diente sogar als Müllkippe.
Bürgermeister und Rat sahen sich gezwungen, hart durchzugreifen und die verrohten Bürger durch strikte Gebote wieder zur Ordnung zu rufen.Besonders spiel- und saufwütigen Hattingern – übrigens nicht nur Männern! – ging es ganz energisch an den Kragen. In dieser Situation begann unser Johann Hermann Q. seine Arbeit.
Wir fanden im Stadtarchiv ein ausführliches „Rottenverzeichnis“, von dessen Existenz wir ausgerechnet durch unsere englischen Quitmanns (Harold Quitman) gehört hatten. Darin sind alle alteingesessenen und zugewanderten Bewohner samt Frauen, Kindern über 6 Jahren, Mägde, Knechte, Kühe und Pferde aufgelistet. In diesem Verzeichnis fanden wir dann auch unseren Johann Hermann Quitmann, der mit seiner inzwischen verwitweten Schwiegermutter Frau Elbers, seiner Frau Elisabeth und 3 Kindern über 6 Jahren als Schulrektor und Stadtprediger im Schulhaus am Kirchplatz wohnte und unterrichtete.
In dem Rottenverzeichnis sind im Jahre 1717 bereits 1251 Personen verzeichnet. Dies ist insofern erstaunlich, da nach der großen Pest im Jahre 1582 nur 178 Bürger am Leben geblieben waren und in dem Pestjahr 1619 wieder täglich 5-7 Menschen starben.
Unter den Bürgern von 1717 befanden sich 15 Personen mit Universitätsausbildung wie Mediziner, Juristen, Theologen und Lehrer. Von 36 Bürgern wurde der „Handel und Wandel“ besorgt, das heißt, sie waren Händler und Krämer. Für die Zubereitung von Mixturen und Arzneien genügte damals 1 Apotheker, gleich gefolgt von zwei „Barbieren und Badern“. 11 Bäcker sorgten für das tägliche Brot. Tuchmacher (57) Strumpfwirker (9) und Leineweber (14) bildeten die große Gruppe der Textilspezialisten. Sie alleine beschäftigten 91 Knechte. Ein Goldschmied und ein Uhrmacher fanden offensichtlich auch in Hattingen ihr Auskommen. 23 Schuster und 3 Schuhflicker mit zusammen 14 Knechten sorgten für das richtige Schuhwerk. Daneben fanden wir 18 Schmiede, darunter alleine 12 Messerschmiede, 8 Schneider, 2 Böttcher, 5 Drechsler und Tischler, 1 Sattler, 3 Fleischer und einen Fuhrmann.
Die Hattinger Markttage hatten einen guten Ruf. Von nah und fern kamen die Kaufleute hierher. Für ihr leibliches Wohl sorgten 4 Beherbergungsbetriebe, 13 Bierbrauer und 4 Mägde. Der Rest der Bürger waren Tagelöhner, arme Leute und „15 Frauen mit 13 Kindern, die sich nicht selbst ernähren konnten“.

Das Schulwesen in Hattingen
Vor der Reformationszeit – sie setzte sich in Hattingen endgültig erst um 1630 durch – gab es in Hattingen nur einen Lehrer, der gleichzeitig Kantor der Kirche war. Danach setzte aber ein entscheidender Einfluß der ev.-luth. Kirche auf das Schulwesen ein und etwa seit 1680 hatte die Schule am Kirchplatz bereits 3 Klassen und 3 Lehrer, eng verbunden mit der evangelisch-lutherischen Kirche, denn Lehrer mußten das evangelisch-lutherische Bekenntnis abgelegt haben. Eigentlich war zwar der Magistrat der Stadt die aufsichtführende Behörde für die Schule, er zog jedoch bei jeder Entscheidung über schulische Angelegenheiten die Geistlichen hinzu. So wird auch der „Doppelberuf“ des Johann Hermann Q. als Rektor der Lateinschule und Stadtprediger verständlich. Die Einführung der Lehrer erfolgte durch die Geistlichen, sowohl in der Kirche als auch in der Schule.Die jeweiligen Reden wurden sowohl auf deutsch als auch auf lateinisch gehalten. Bis 1725 waren die Lehrer der Lateinschule auch gleichzeitig Stadtprediger. Das heißt, dass Johann Hermann Q. der letzte Rektor war, der beide Ämter innehatte, nämlich von 1701 bis 1725 Rektor und Stadtprediger, bis zu seinem Tod 1730 dann nur noch Stadtprediger.1725 wurde das Rektorat nämlich völlig vom Pastorat getrennt.
Bevor Johann Hermann Q. nach Hattingen kam, war die Schule noch keine offizielle „Lateinschule“, in der die Schüler bis zur Universitätsreife unterrichtet wurden. Wer an einer Universität studieren wollte, mußte damals eines der Gymnasien in Hamm, Dortmund oder Soest besuchen.
Aber unter der Rektoratsleitung des Johann Hermann Q. kam ein Wandel, denn er kombinierte den normalen Schulunterricht mit Privatunterricht, den die „Gelehrten der Stadt“ abhielten und der offensichtlich ausreichte, um die Aufnahmeprüfung in die Universität zu bestehen. Er unterhielt eine enge Beziehung zur „Franke’schen Stiftung“ in Halle, die ebenfalls Schüler auf das Universitätsstudium vorbereitete. Nach dem Ausscheiden von Johann Hermann Q. als Rektor hat der Stadtrat von Hattingen auch den Direktor der Franke’schen Stiftung um einen „tüchtigen und christlichen Lehrer“ als Nachfolger von Johann Hermann Q. gebeten.
Die 5 Jahre zwischen seinem Ausscheiden als Rektor und seinem Tod verbrachte er offensichtlich damit, eine neue Schulordnung zu verfassen, die schließlich 1730, 4 Wochen vor seinem Tod, vom Magistrat unterzeichnet und in Kraft gesetzt wurde. Sie ist in einem alten, umständlichen Deutsch geschrieben und wir geben sie hier lediglich verkürzt inhaltlich wieder [...].
(Quellen: Schulordnung von 1730, Heinrich Heppe. Zur Geschichte der evangelischen Kirche Rheinland und Westfalen, Iserlohn 1870 sowie F.W.Motzfeld: Hattingen Chronik von 1722 und Rautert, Adolf, Hattingen Chronik von 1832. Alle Unterlagen befinden sich im Stadtarchiv Hattingen)
Man muß all diese Vorschriften vor dem Hintergrund sehen, der offensichtlich in Hattingen geherrscht hatte und den Johann Hermann Q. positiv verändern wollte. Ordnung und Disziplin waren abhanden gekommen und mußten erst wieder mühsam aufgebaut werden. Es ist für ihn sicherlich eine große Befriedigung gewesen, dass seine Schulordnung, für die er offensichtlich jahrelang gekämpft hatte, schließlich vom König in Berlin anerkannt und noch vor seinem Tod in Hattingen eingeführt wurde.

Der Aufstand von 1720
J. Hermann Q. war offensichtlich ein hartnäckiger und manchmal auch unbequemer Zeitgenosse, der seine Meinung deutlich ausdrückte und auch persönlichen Mut bewies. Dies wird aus einer Reihe von Unterlagen deutlich, die sich mit einer Begebenheit befassen, die sich in Hattingen 1720 ereignete und in der Johann Hermann Q. offensichtlich eine „tragende Rolle“ spielte:
Am 3. Oktober 1720 brach nämlich in Hattingen ein Aufstand los, der sich gegen die Anwerbepraktiken von Soldaten für das preußische Heer richtete. Die Soldaten und die mit ihnen erschienenen Werber für die Militärkarriere wurden schließlich so bedroht, dass die Stadttore geschlossen werden mußten. Das aber brachte die Bevölkerung erst recht gegen sie auf. Schließlich gelang es der Bevölkerung, „bewaffnet mit an Stangen gebundenen Sensen“, trotzdem irgendwie in die Stadt zu gelangen und sie drohten den Soldaten, ihre Unterkünfte in Brand zu stecken. Die Situation spitzte sich immer weiter zu und J.H.Quitmann soll in seinen Sonntagspredigten den Protest auch noch kräftig angeheizt haben. Besonnene Bürger erkannten die Gefahr und wurden im Pfarrhaus vorstellig und verlangten vom Pfarrer Kortum, der sich bereits einmal in einem anderen Streit vor Jahren als geschickter Vermittler bewährt hatte, zu versuchen, das Volk zu beschwichtigen und eine Lösung herbei zu führen. Er weigerte sich zunächst, trat dann aber schließlich doch vor das Volk und versprach, es werde ein Kirchenkonvent gehalten werden und das ganze Ministerium würde beim König für das Volk eintreten. Bei der Übermittlung seines Berichtes kam es jedoch zu allerlei Pannen und Verzögerungen, woraus sich Mißverständnisse ergaben, die schließlich Pfarrer Kortum und einen weiteren Kollegen Mahler, die sich um Beschwichtigung und Vermittlung beim König in Berlin bemühten, letztlich einen Arrest in Wesel über 10 Wochen einbrachte, eine Strafe, die eigentlich J.H. Quitmann „verdient“ gehabt hätte, der aber wohl rangmäßig unter Pfarrer Kortum stand, so dass zunächst sein Vorgesetzter seinen Kopf hinhalten mußte. Kortum wurde schließlich strafversetzt und Johann Hermann Q. konnte bis zu seinem Tod als Stadtprediger in Hattingen bleiben.


♥ = Vorfahren                                                __
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                              ♥ Johann Heinrich QUITMANN * ca. 1620 Iserlohn-Lössel
∞ vor 1645
  Elisabeth Kissing
† 10.1684
| __ | (1620-1684)x1645 | | | |__|__ | ♥ Heinrich Bertram QUITMANN * ca. 1645
∞ ca. 1672
  N.
† 09.08.1706
| __ | (1645-1706)x1672 | | | | __|__ | | | | |♥ Elisabeth KISSING  ∞ vor 1645
  Johann Heinrich Quitmann
| __ | x1645 | | | |__|__ |--♥ Johann Hermann QUITMANN≈ 12.09.1674 Iserlohn
∞ ca. 1705 Hattingen
  Anna Elisabeth Elbers
† 05.03.1730 Hattingen
| (1674-1730)x1705 __ | | | __|__ | | | ___________________________| __ | | | | | | |__|__ | | |♥ N.  ∞ ca. 1672
  Heinrich Bertram Quitmann
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